Zur gegenwärtigen Debatte
um die richtige Familienpolitik:
Ziel sollte das Wohl des Kindes sein
Mathias von Gersdorff
In den letzten Monaten ist Familienpolitik wieder
ein Modethema geworden. Man ist vor allem besorgt über
die geringen Geburtenzahlen, da dies gravierende ökonomische
Konsequenzen haben werden. Die Geburten sind deshalb niedrig,
weil immer weniger Ehen geschlossen werden und auch immer später.
Noch dazu ist die Scheidungsquote enorm gestiegen
Der fünfte (und vorerst letzte) Familienbericht
der Bundesregierung aus dem Jahr 2000 zeigt zahlenmäßig
den Verfall der Familie:
* Geburtenziffern. 1960: 2,37; 1965: 2,51; 1970:
2.02; 1975: 1,45; 1980: 1,45; 1985: 1,25.
* Ledigen-Quote: 1970: 16,5; 1985: 24,5.
* Scheidungen. Von 100 Ehen wurden geschieden 1965: 12,2; 1970:
15,9; 1985: 30,2; 1989: 30,1.
* Nichteheliche Kinder in Prozent. 1970: 5,5; 1980: 7,6; 1990:
10,5.
* Bei wem wohnen die Kinder? in Prozenten. Bei geschiedener
Mutter 1972: 2,4; 1981: 3,7; 1991: 4,6. Bei lediger Mutter 1972:
0,7; 1981: 0,9; 1991: 2,4.
Einige neuere Zahlen veranschaulichen noch besser
diese Situation:
* 1998 erreichte die Zahl nichtehelicher Gemeinschaften mit
2 Millionen einen neuen Höchststand - 42 % mehr als 1991
* Während 1998 auf 100 verheiratete Eltern 175 Kinder kommen,
sind es bei den nichtverheirateten Paaren 145, also ein relativ
kleiner Unterschied.
* 1997 wurden 187.802 Ehen geschieden, so viele wie noch nie.
Diese Zahl entspricht etwa 1 % der Gesamtzahl der Ehen (19.5
Mio.). Durch diese Ehescheidungen wurden 163.112 minderjährige
Kinder betroffen, 9,6 % mehr als 1996
* Die Zahl der nicht ehelich geborenen Kinder ist in Deutschland
deutlich gestiegen. 2003 wurden in der Bundesrepublik 191 000
Kinder außerhalb einer Ehe geboren. Dies waren 20 Prozent
mehr als 1998. Insgesamt lag der Anteil der nicht ehelich Geborenen
2003 bei 27 Prozent. Im Osten war die Zahl erheblich höher
als im Westen.
Die großen Parteien haben der Öffentlichkeit
Lösungskonzepte präsentiert, die im wesentlichen darauf
zielen, die ökonomischen Bedingungen der Familien zu verbessern.
Die SPD, insbesondere in der Person der Bundesfamilienministerin
Renate Schmidt, schlägt vor, die "Vereinbarkeit von
Familie und Beruf" zu verbessern. Nach diesem Konzept soll
es leichter für die Frauen werden, Kinder zu haben, ohne
auf ihren Beruf verzichten zu müssen, indem das Angebot
an Kindertagesstätten und Ganztagsschulen erweitert werden
soll.
Die CDU hat in der Vergangenheit statt dessen dafür plädiert,
ein sehr großzügiges Kindergeld einzuführen.
Die Idee ist, daß dann die Mütter nicht mehr arbeiten
müssen. Das "Kinderkriege" würde nach dem
Konzept der CDU also subventioniert werden, was zu höheren
Geburtenzahlen führen soll.
Mittlerweile hat aber die CDU signalisiert, daß sie sich
in Richtung SPD bewegen wird und stärker Konzepte zur "Vereinbarkeit
von Familie und Beruf" miteinbeziehen wird.
Ökonomische Faktoren sind nicht die
wichtigste Ursache für die Krise der Familien und die schwachen
Geburtenzahlen in Deutschland
Beide Konzepte gehen von der Annahme aus, daß
der wichtigste Grund für den Geburtenrückgang und
die Krise der Familie überhaupt die wirtschaftlichen Probleme
in Deutschland sind. In der Tat ist es notwendig, die Familien
steuerlich drastisch zu entlasten.
Doch damit ist es nicht getan. Ökonomische Faktoren sind
nicht die wichtigste Ursache für die Krise der Familien
und die schwachen Geburtenzahlen in Deutschland. Dagegen spricht
schon die Tatsache, daß Deutschland immer noch eines der
reichsten Länder in der Welt ist. Immer noch ist Deutschland
wesentlich wohlhabender, als was vor einigen Jahrzehnten war,
man denke bloß an die Zeit unmittelbar nach dem Zweiten
Weltkrieg, als die Geburtenzahlen sehr hoch waren.
Mit der 68er Revolution begann die Krise
der Familie
Die wichtigste Ursache für die Krise der
Familie und den Geburtenrückgang ist der moralische Verfall
in Deutschland und im Allgemei-nen in der westlichen Welt.
Wenn man sich die oben angeführten Zahlen genauer anschaut,
wird man feststellen, daß die Zahlen Ende der sechziger
Jahre beginnen, sich rasant zu verschlechtern. Dies ist kein
Zufall. Denn in diesem Jahrzehnt begann das Phänomen, das
schließlich in der sog. 68er Revolution gipfelte.
In den Sechziger Jahren begann man damit die Familie systematisch
als "Hort der Repression und des Despotismus" zu verunglimpfen,
während man sich anschickte, Alternativen zur Ehe, wie
wilde Ehen, homosexuelle Partnerschaften oder die Freie Liebe
als bessere "Partnerschaftsformen" zu loben und zu
fördern. Letzter Höhepunkt in diesem Verfallprozeß
ist die Einführung der sog. Homo-Ehe, die schlichtweg ein
Skandal und eine Verspottung der traditionellen Ehe ist.
Das Fernsehen und Zeitschriften wie Bravo
demolieren die Moral
Die Medien propagieren seitdem eine Libertinage,
die die moralischen Grundlagen für eine solide Ehe völlig
unmöglich machen: Zeitschriften wie "Bravo",
die sich als Jugendzeitschriften bezeichnen, aber in Wahrheit
erotische Blätter sind, zerstören durch die vielen
sexuell aufreizenden Fotos von Jugendlichen (unter anderem beim
Geschlechtsverkehr) und die lasziven Texte, die nichts anderes
im Sinne haben, als die Kinder und Jugendlichen in einen erotischen
Rausch zu versetzen, die moralische Basis, die nötig ist,
um ein normales Familienleben zu führen. Die allgegenwärtige
Pornographie zerstört nicht nur das Schamgefühl der
Menschen, sondern auch jeden Sinn für Würde und Ehre.
Die Jugendlichen werden von der erotischen Werbung und der ständigen
Sex-Präsenz im Fernsehen motiviert, so früh wie möglich
"alles auszuprobieren", wodurch viele den Sinn und
die Bedeutung der Geschlechtskraft verkennen. Für viele
ist diese Kraft nichts anderes als ein Spiel und die Beziehungen
zum anderen Geschlecht der Spielplatz dazu.
Die Liberalisierung der Abtreibung tötet jährlich
das Leben von schätzungsweise 260.000 Menschen in Deutschland.
Das ist etwa die Zahl, die nötig wäre, um die Bevölkerung
in unserem Land konstant zu halten. Welche Beziehung kann eine
Frau, die abgetrieben hat, zu einem Kind entwickeln? Wird sie
in der Lage sein, ihre Kinder normal zu erziehen, wenn sie ständig
das Trauma der Abtreibung mit sich tragen muß? Auch die
Abtreibung ist eine Folge der sexuellen Revolution, die von
den 68ern angezettelt wurde und der nicht nur Millionen abgetriebener
Kinder zum Opfer fielen, sondern auch viele Frauen, die sich
falsch beraten und von Organisationen wie "Pro Familia"
zum Töten des eigenen Kindes verführen ließen.
Aus der Politik, vor allem seit dem Antritt
der rotgrünen Koalition, kommen praktisch nur negative
Einflüsse auf die Familie.
Eine ernsthafte Politik müßte sich
vor allem darum bemühen, hierzulande die Kinder in einer
moralisch gesunden Atmosphäre aufwachsen zu lassen, ohne
Blasphemie, ohne Pornographie, ohne Homosexualität. Im
Prinzip sollte jeder Politiker in der Lage sein, diese banale
Wahrheit zu erkennen. Doch die meisten haben offenbar nicht
den Mut, die Medien anzugreifen und mächtige Lobbies wie
die der Homosexuellen. Und noch dazu gibt es viele Politiker,
die aus Haß gegen die christlichen Wurzeln Deutschlands
die Unmoral propagieren. Vor allem in der rotgrünen Koalition
gibt es viele, die ihre ideologischen Wurzeln in der 68er Revolution
haben, deren Anhänger die Abtreibung und die Pornographie
freigegeben und die Schulsexualerziehung eingeführt haben.
Die Aktion "Kinder in Gefahr" hat im Jahr 2004 gegen
diese Tendenzen gewirkt. Aber dies war nur möglich, weil
Sie an unseren Initiativen teilgenommen und uns finanziell unterstützt
haben. Dafür möchten wir uns bei Ihnen bedanken und
hoffen, daß wir im Jahr 2005 weiterhin gemeinsam für
die christlichen Werte und Prinzipien in Deutschland kämpfen.